Zusammenfassung
Einleitung: Die Mukopolysaccharidose ist eine seltene und angeborene, autosomal rezessive und lysosomale Speicherkrankheit von Glykosaminoglykanen. Ein Enzymdefekt führt zu Zell-, Gewebe- und Organfunktionsstörungen. Das Karpaltunnelsyndrom und der schnappende Finger sind die Folge der Mukopolysaccharidablagerungen.
Material und Methode: Wir behandeln zurzeit 6 Patienten mit Mucopolysaccharid-assoziiertem Schnappfinger in einem interdisziplinären Setting zusammen mit der Abteilung für pädiatrische Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Jeder Patient wird im Rahmen der jährlichen Kontrolluntersuchungen unter anderem im Hinblick auf die Symptome eines schnappenden Fingers hin untersucht.
Neben einer detaillierten Befragung der Eltern zu bestehenden Funktionsstörungen der Hände ihrer Kinder, begleitenden Schmerzen und/ oder neurologischen Symptomen werden die Kinder eingehend klinisch durch Palpation und mit Bestimmung der aktiven und passiven Beweglichkeit der Finger untersucht.
In den Fällen mit auslösbarem Schnappphänomen der betroffenen Finger und Blockade auf Höhe der A2- und A3-Ringbänder wurde die Indikation zur A2-Ringbanderweiterungsplastik und A3-Ringbandspaltung gestellt.
Ergebnisse: Bei den 6 untersuchten Patienten waren insgesamt 43 Finger betroffen. Das durchschnittliche Alter der Kinder lag bei 10 Jahren. Eine Verdickung der Ringbänder fand sich bei 19 Fingern der linken Hand und bei 24 Fingern der rechten Hand. Bei 7 Fingern war das A1-Ringband betroffen, bei 28 Fingern das A2-Ringband und bei 25 Fingern das A3-Ringband. Das A4- und A5-Ringband war bei keinem der untersuchten Patienten betroffen. Ein Schnappphänomen beobachteten wir bei insgesamt 13 Fingern. Bei 5 der 6 Kinder stellten wir eine Operationsindikation. In diesen Fällen erfolgten, entweder kombiniert oder isoliert, eine Karpaldachspaltung, eine Spaltung der Loge de Guyon und eine A2-Ringbanderweiterungsplastik und A3-Ringbandspaltung. In allen Fällen führte der Eingriff zu einer Schmerzfreiheit und Funktionsverbesserung der Hände durch Ausbleiben der Fingerblockade.
Fazit: Die Behandlung des schnappenden Fingers bei Hurler-Kindern betrifft v.a. das A2- und A3-Ringband und erfordert eine genaue Diagnostik und Indikationsstellung. Schmerzfreiheit und die Funktionsverbesserung der Hände sind das primäre Ziel.