摘要:Beobachtung und Videografie haben eine lange Tradition in der psychologischen Forschung. Inunseren Studien erfassen wir die Umwelten von aggressiven Jungen und Mädchen mit einer neuentwickelten Kamerabrillenmethode. Die Jugendlichen tragen die Brillen über ganze Tagesverläufeund registrieren so das Geschehen aus ihrer räumlichen Perspektive. Die Forschenden kodierendiese Aufnahmen am Computer. Im vorliegenden Artikel wird nun der methodische Neuansatz voreinem erkenntnistheoretischen Hintergrund kritisch reflektiert. Was geschieht eigentlich, wenn wirbeobachten? Wie lässt sich der Erkenntnisprozess als mehrfache Reduktion und Konstruktionfassen? Inwieweit unterscheidet sich das Wahrnehmungsfeld der Brillentragenden und derForschenden? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen einer Kamerabrilleund dem menschlichen Auge? Videografie verleitet zu der Annahme, Realität könne mit einerKamera abgebildet werden. Erkenntnis entsteht jedoch in einem hoch reduktiven und konstruktivenProzess der Welterzeugung. Aus verschiedenen Arten der Welterzeugung resultieren verschiedeneWeltversionen. Dies darf aber keinesfalls als Aufforderung zur Beliebigkeit verstanden werden. Dieerzeugten Versionen der Welt müssen den Kriterien der Viabilität und der Intersubjektivitätgenügen.