Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit dem explosiven Wachstum der protestantischen Kirchen in Südkorea (1950–1995). Der religiöse Wandel wird im Zusammenhang mit dem Einfluss ausländischer Mächte, der Beziehung zwischen Staat und Religion, Urbanisierung, Kirchenspaltung, offensiver Missionierungspolitik, der Bildung neuer Eliten und besonderen kulturellen Einflüssen empirisch untersucht. Die Studie versteht sich dabei als Beitrag zur aktuellen Debatte in der Religionssoziologie, die Mobilisierungsprozesse in Verbindung mit sozialstrukturellen Rahmenbedingungen („europäischer Ansatz“) auf der einen Seite und religiöser Angebotsausdehnung („amerikanischer Ansatz“) auf der anderen Seite kontrovers diskutiert. Das Erklärungspotential beider Positionen kommt in der Studie zur Anwendung. Darüber hinaus wird der Diskurs durch die Betonung der religiösen Nachfragestrukturen und daraus resultierenden Aggregationseffekten erweitert und ergänzt. Hieraus ergeben sich wichtige Impulse für die religionssoziologische Erforschung vergleichbarer Transformationsprozesse in Lateinamerika, Afrika, Osteuropa und Südostasien.