Bei der Betrachtung der Erklärung des Fertilitätsverhaltens mit Hilfe ökonomischer Ansätze werden zwei Probleme deutlich: zum einen wird von einem Haushaltsnutzen ausgegangen (also nicht von individuellen Nutzen der beiden Ehepartner) und zum anderen wird eine einmalige Entscheidung über die Kinderzahl (am Anfang der Ehe) angenommen. Im Gegensatz dazu werden in diesem Beitrag bei der Erklärung von aktuellen Fertilitätsentscheidungen individuelle Nutzenaspekte der beiden Ehepartner berücksichtigt und die Entscheidung als sequentieller Prozeß modelliert und damit auch spezifische Effekte der hier empirisch untersuchten soziostrukturellen Einflußgrößen bei unterschiedlichen Paritäten angenommen. Bei den empirischen Analysen (einfache und multinomiale, polytome logistische Regressionen mit dem Sozioökonomischen Panel) zeigt sich, daß die Geburt eines ersten Kindes durch eine niedrige berufliche Stellung der Ehefrau (im Vergleich zu Hausfrauen) sowie ein höheres Bildungsniveau der Ehefrau positiv, durch ein höheres Einkommen des Ehemanns und größeren Wohnraum negativ beeinflußt wird. Die Geburt eines zweiten Kindes wird durch eine niedrige berufliche Stellung der Ehefrau und eine höhere Bildung der Ehefrau positiv und negativ durch ein höheres Einkommen des Ehemanns sowie einer höheren beruflichen Stellung der Ehefrau beeinflußt. Die höhere berufliche Stellung der Ehefrau besitzt - neben dem Alter - auch einen negativen Einfluß auf die Geburt eines dritten Kindes. Bei multinomialen logistischen Regressionen zeigte sich weiterhin, daß teilweise nicht nur unterschiedliche Determinanten der einzelnen Geburten festzustellen sind, sondern daß gleiche Determinanten auch unterschiedliche Einflußstärken aufweisen. Damit kann tatsächlich von sequentiellen Entscheidungsprozessen ausgegangen werden.