Die deutsche und die französische Wirtschaftselite haben den Ruf, was die soziale Herkunft und Ausbildung betrifft, die markanten Gegenpole innerhalb Westeuropas zu bilden. Während die Spitzenpositionen französischer Großunternehmen nach allgemeiner Ansicht für einen elitären Zirkel von Absolventen exklusiver Hochschulen reserviert sind, gelten die Führungsetagen deutscher Großkonzerne als besonders offen für soziale Aufsteiger und Manager ohne akademische Bildungstitel. Dieser Eindruck stimmt, wie der Aufsatz anhand der biographischen Daten für die Vorstandsvorsitzenden bzw. die PDGs der 100 größten deutschen und französischen Unternehmen zeigt, im Falle Deutschlands mit der Realität nicht überein. Die deutschen Spitzenmanager stammen wie ihre französischen Kollegen zu über vier Fünfteln aus dem gehobenen Bürgertum und haben mit 85% gegenüber 90% auch einen annähernd gleichhohen Anteil von Hochschulabsolventen. Trotz dieser Parallelen gibt es aber einen entscheidenden Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich. In Frankreich spielen die exklusiven Bildungsabschlüsse der Grandes Ecoles die ausschlaggebende Rolle bei der sozialen Auslese, ln Deutschland gibt es vergleichbar selektive Bildungstitel nicht. Hierzulande wird diese Funktion von den persönlichkeitsgebundenen Auswahlkriterien für Toppositionen übernommen. Letztlich ist es in beiden Ländern aber der klassenspezifische Habitus, der für die soziale Schließung der Topetagen in der Wirtschaft sorgt.