Ost- oder westdeutsch zu sein, hat auch heute noch eine trennende Bedeutung für beide Bevölkerungsgruppen. In einer Längsschnittstudie wurde die Relevanz der Zugehörigkeit zu Ost- bzw. Westdeutschland sowie deren Auswirkung auf das Kommunikationsverhalten zwischen Ost- und Westdeutschen untersucht. Dazu wurden zwischen 1992 und 1994 insgesamt 104 Gruppendiskussionen zwischen jeweils zwei ost- und zwei westdeutschen Gesprächsteilnehmern durchgeführt und analysiert. Nach den sozialpsychologischen Theorien der sozialen Identität und der Selbstkategorisierung wurde erwartet, daß die Zugehörigkeit zu Ost oder West die Interaktion zwischen den Gruppen vor allem dann beeinflußt, wenn die Gesprächsteilnehmer sich als Mitglieder unterschiedlicher Gruppen kategorisieren. Die Ergebnisse bestätigen eine konstant hohe Relevanz der Ost-West Kategorie. Sie zeigen aber auch, daß Annäherungs- und Abgrenzungsverhalten nicht spezifisch für die Kommunikation zwischen Ost- und Westdeutschen ist, sondern Resultat einer allgemeinen Intergruppensituation.