Ökonomische Vorgänge der Zahlung und moralische Zuteilungen von Achtung und Mißachtung gelten nach Niklas Luhmanns Theorie der funktionalen Differenzierung der modernen Gesellschaft in autopoietisch operierende Teilsysteme als für immer geschieden. Die Kluft zwischen ihnen ist unüberbrückbar. Diese These wird hier einer kritischen Prüfung unterzogen und verworfen. Als Alternative wird die Interpenetration von Zahlung und Achtung als Bauprinzip der Moderne herausgearbeitet. Dabei werden die individualistische Berufsethik und der ökonomische Liberalismus, die Wohlfahrtsmoral und die Wohlfahrtsökonomie sowie die Umweltmoral und die Umweltökonomie als drei Stufen der gegenseitigen Durchdringung von Ökonomie und Moral interpretiert. Weder Luhmanns Theorie der funktionalen Differenzierung der Gesellschaft in autopoietisch operierende Teilsysteme noch Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns nehmen diese Eigenart moderner Gesellschaften systematisch in ihren Blick. Sie können deshalb keine Lösungen für ihre daraus resultierenden Integrationsprobleme anbieten. Diese sind weder im Diskurs noch in der strukturellen Kopplung autopoietischer Funktionssysteme, sondern in institutionell geregelten Verfahren der Vermittlung von Ökonomie und Moral zu suchen. Die ökologische Krise der Gegenwart ist weder in der Unzugänglichkeit der Wirtschaft für moralische Steuerung noch in einem zu geringen Hineingreifen der Moral in die Wirtschaft verwurzelt, sondern in der Moral der Wohlfahrtsökonomie und in ihrer korrespondierenden Leitidee von ökonomischer Rationalität. Ihre Bewältigung verlangt einen Strukturwandel der herrschenden Moral und der herrschenden Definition von ökonomischer Rationalität zugleich.
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