Weder die Privatisierung oder die Sanierung staatlicher Großbetriebe noch die forcierte Neugründung kleinerer Betriebe haben sich in den letzten vier Jahren als Königsweg zur marktwirtschaftlichen Neuordnung der mitteleuropäischen Wirtschaft erwiesen. So wurden in den einzelnen mitteleuropäischen Ländern verschiedene Transformationspfade gewählt: Angesichts des Scheiterns großer Privatisierungslösungen wurde in Ungarn und Polen auf eine „spontane“ betriebliche Umstrukturierung und Neuordnung der Eigentumsverhältnisse gesetzt. In Ostdeutschland und Tschechien standen hingegen staatlich konzipierte Privatisierungsprogramme im Vordergrund. Die Deindustrialisierung Ostdeutschlands, die Blockierung großindustriellen Strukturwandels in Tschechien, die Legitimationsprobleme spontaner Privatisierungen und ein großer, kaum sanierbarer Staatssektor in Polen und Ungarn verweisen auf die jeweils besonderen Grenzen der „gewählten“ Transformationspfade - eine „Wahl“, die in erheblichem Ausmaß auch durch das institutioneile und kulturelle Erbe der sozialistischen Vergangenheit vorstrukturiert wird. Eine höhere betriebliche Autonomie und die jahrelangen Zerfallsprozesse der planwirtschaftlichen Ordnung begünstigten in Ungarn und Polen spontane betriebliche Reorganisationsstrategien. Die direkt-administrative Steuerung der ÖSSR- und DDR-Betriebe ebenso wie ihre Einbindung in Kombinate erschwerten hingegen dezentrale Reorganisationsstrategien.
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