Empirische Untersuchungen zur Durchsetzung sozialer Normen im Alltag sind bisher rar. Die auf Münchner Rolltreppen geltende Norm „Links gehen, rechts stehen!“ bietet eine günstige Gelegenheit entsprechende Prozesse zu untersuchen. In einem Feldexperiment wurden Passanten beim Begehen der Rolltreppen bewusst behindert, um ihre Reaktion (Sanktionswahrscheinlichkeit, -stärke und -eintrittsdauer) zu beobachten. Dabei wurden Geschlecht und Kleidung der Normverletzenden systematisch variiert, um Effekte des sozialen Status auf die Normdurchsetzung zu erfassen. Im Ergebnis zeigt sich, dass beide Faktoren Einfluss haben: Elegante Kleidung reduziert die Sanktionswahrscheinlichkeit und -stärke und verzögert den Eintritt von Sanktionen; Frauen werden schneller sowie verbal häufiger und energischer sanktioniert, während Männer deutlichere physische Aufforderungen zu normkonformem Verhalten erhalten.