Der Artikel untersucht die Funktion von Emotionen in der sozialen Interaktion sowie ihren Beitrag zur Entstehung strukturierter Sozialität und der Bildung sozialer Ordnung. Er geht von der Annahme aus, dass die Emotionsentstehung einer umfassenden sozialen Prägung unterliegt und mit charakteristischen Handlungstendenzen einhergeht. Darauf aufbauend wird das Argument entwickelt, dass vor allem mimisches emotionales Ausdrucksverhalten dazu beiträgt, strukturwirksame Handlungs- bzw. Interaktionsmuster zu generieren. In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass die Enkodierung emotionalen Ausdrucksverhaltens einerseits auf physiologischen Grundmustern beruht, andererseits aber in Abhängigkeit der sozialen Umwelt ausgeprägte „Dialekte“ entwickelt. Analog zu diesen Nuancen, so verdeutlicht der zweite Schritt, entsteht die Fähigkeit, mimisches Ausdrucksverhalten zu dekodieren. Dadurch verlaufen reziproke Attributionen von Emotion, Situationsbewertung und Handlungstendenz umso effektiver, je näher sich Akteure im sozialen Raum sind. Diese Verschränkung führt, so zeigt der dritte Schritt, zu einer präziseren interindividuellen Übertragung von Emotionen innerhalb sozialer Einheiten, die eine entsprechende interindividuelle Angleichung von Emotionen und Handlungstendenzen wahrscheinlicher macht. Auf diese Weise tragen Emotionen zur Genese strukturierter Interaktionen und zur Entstehung sozialer Ordnung bei.