Schenkungen eignen sich besonders gut, um innerfamiliale Solidarität und Transfers aus einer Lebenslaufsperspektive zu untersuchen, da sie - im Gegensatz zu Erbschaften - zeitlich nicht festgelegt und rechtlich kaum reguliert sind. Wir konzipieren Schenkungen als Übertragungen, die von ökonomischen Bedürfnissen der Beschenkten, aber auch von immateriellen Aspekten familialer Beziehungen bestimmt werden. Anhand retrospektiv erhobener Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) führen wir zunächst vergleichende Untersuchungen durch, die Schenkungen in Abgrenzung zu Erbschaften als freies, zielgerichtetes Handeln charakterisieren. Anschließend widmen wir uns der Frage, welche familialen Ereignisse die Vergabe größerer Schenkungen von Eltern an ihre Kinder bestimmen. Unser Interesse gilt dabei insbesondere dem Zusammenhang zwischen den Motiven und dem Timing intergenerationaler Transfers. Ereignisanalytische Modelle zum Timing von Schenkungen zeigen, dass erhöhte Empfangschancen in den Jahren nach einer Eheschließung und im ersten Jahr nach einer Scheidung bestehen. Dies sind Hinweise darauf, dass Eltern auf ökonomische Bedarfslagen ihrer Nachkommen reagieren, was sowohl für das ökonomische Altruismusmotiv als auch für die Wirksamkeit von Zuständigkeitsnormen spricht. Zudem sind elterliche Schenkungen aber auch Ausdruck von Zuneigung gegenüber den neu gegründeten Familien sowie des Wunsches, den verwandtschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.