Der Beitrag setzt am Empirie-Defizit der aktuellen Diskurse um die Wissensgesellschaft an und stellt mikrosoziologisch-praxeologische Analysen von Arbeitspraktiken in der Software-Entwicklung - einem Kernbereich zeitgenössischer Wissensarbeit - in den Mittelpunkt. Auf der Grundlage einer videogestützten Ethnografie von Programmierpraktiken im Stil der Workplace Studies wird dabei die sozio-kulturelle Form der Tätigkeiten fokussiert. Die Analyse zielt darauf ab, ein soziologisches Deutungsangebot für vornehmlich in technischer Hinsicht thematisierte Probleme der Software-Entwicklung zu unterbreiten. Die These ist, dass Krisenphänomene, die in diesem Bereich unter den Schlagwörtern „Softwarekrise“ oder „Code Decay“ diskutiert werden, maßgeblich mit Problemen der sozio-kulturellen Form der Arbeitspraktiken zusammenhängen. Die Form der Arbeitspraktiken wird als zentraler Bezugs- und Brennpunkt konkurrierender (ingenieursmäßiger bzw. so genannter agiler, d. h. projektförmig-kommunikativer) Entwicklungsmethoden von Software kenntlich gemacht. Die diesbezüglich im Bereich Software-Entwicklung anhaltenden Kontroversen werden als symbolische Strategien der Auf- bzw. Abwertung des Programmierens gedeutet.