Drei Positionen dominieren die Diskussion um großräumige Variationen der Lebensführung: Die These der Nivellierung von Stadt-Land-Unterschieden geht auf Wirths (1938) Annahme einer Diffusion urbaner Lebensweisen zurück. In der Stadt- und Regionalforschung ist die Ansicht verbreitet, dass der Stadt-Land-Kontrast heute von regionalen Disparitäten prosperierender und schrumpfender Räume überlagert wird. Fischer (1975) postuliert ein Fortbestehen der Stadt-Land-Differenz, da erst eine „kritische Masse“ räumlich konzentrierter Personen die Institutionalisierung unkonventioneller Kulturpraxen ermögliche. Diese Positionen empirisch zu untersuchen, ist unser erstes Anliegen. Dazu stützen wir uns auf eine standardisierte Bevölkerungsumfrage in ländlichen und großstädtischen Gemeinden in vier Bundesländern. Als Messinstrument verwenden wir die von Otte (2004) konzipierte Lebensführungstypologie, die wir - das ist unser zweites Ziel - erstmals überregional replizieren und validieren. Die Performanz des Instruments ist insgesamt überzeugend, wenn auch in Ostdeutschland mit Vorbehalten. Inhaltlich zeigen sich - bei Kontrolle sozialstruktureller Kompositionsunterschiede - Tendenzen zu modernen, unkonventionellen Lebensführungsmustern in Großstädten und eine geringe Verbreitung statusgehobener Muster in Ostdeutschland.