Ein Aspekt der Legitimation von Gesellschaften besteht in der Zustimmung, die die Betroffenen den Mechanismen, durch die Ressourcen verteilt werden, entgegenbringen. Ziel des Aufsatzes ist, den Beitrag, den die empirisch soziale Gerechtigkeitsforschung zu diesem Thema leisten kann, zu verdeutlichen. Es werden die wesentlichen Konzeptionen und Theorien sowohl der mikro- als auch der makrosoziologischen Gerechtigkeitsforschung referiert. Darauf aufbauend wird eine Klassifikation möglicher Legitimationsnormen vorgeschlagen. Die Verbreitung dieser Normen ist einerseits abhängig von den für eine Gesellschaft typischen Verteilungsregeln und von den primären Gerechtigkeitsideologien, die sich an diesen Regeln orientieren. Die primären Ideologien rufen andererseits sekundäre Gerechtigkeitsvorstellungen bei denjenigen hervor, die durch die Verteilungsregeln benachteiligt werden. Diese Bezogenheit der sekundären auf primäre Normen wird in einem empirischen Vergleich zwischen Deutschland und den USA überprüft.