Anknüpfend an Diskussionen um die (Ent-)Standardisierung und Individualisierung von Lebensläufen, werden auf der Datenbasis des Sozio-ökonomischen Panels Wandlungen in den Erwerbsverläufen von Männern und Frauen untersucht. Zentral sind dabei Fragen nach der Stabilität, Heterogenität und (Diskontinuität von alters- und kohortenspezifischen Erwerbssequenzen, die Positionen im Erwerbssystem und außerhalb des Erwerbsbereichs auf individueller Ebene verknüpfen. Mit Hälfe verschiedener Indikatoren und einer Typologie von Verlaufsmustern kann u.a. gezeigt werden, daß die 50er und 60er Jahre eine historische Periode außergewöhnlich hoher Stabilität und geringer Heterogenität von Erwerbsverläufen markieren. Als Konsequenz der Bildungsexpansion, von Arbeitsmarktderegulierungen und -krisen nehmen jedoch seither instabile und diskontinuierliche Verlaufsformen zu, und der „Normalerwerbsverlauf“ verliert insbesondere bei jüngeren Männern an Gewicht. Bei jüngeren Frauen finden sich zwar nach wie vor viele Verlaufsformen, die dem traditionellen „Hausfrauenmodell“ entsprechen. Gleichzeitig häufen sich hier Erwerbssequenzen, die eher dem männlichen Modell eines kontinuierlichen Erwerbsverlaufs entsprechen, so daß sich eine Polarisierung in mehr familien- und mehr erwerbsarbeitsorientierte Lebenslaufformen abzeichnet.