Vor dem Hintergrund von vier Fallstudien in der ostdeutschen Elektronik- und Bekleidungsindustrie werden die Koordinierungsformen plan wirtschaftlichen Handelns auf der über-, zwischen- und innerbetrieblichen Ebene beschrieben. Die Regulationsstrukturen auf diesen drei Ebenen sind durch eine deutliche Diskrepanz zwischen formal rationalen Regelwerken und informellen Macht- und Austauschbeziehungen gekennzeichnet. Dies wird am Beispiel der Pseudo-Bürokratie, der Pseudo-Verkehrswirtschaft und des Pseudo-Taylorismus illustriert. Das Ausmaß (nicht die Existenz) dieser Diskrepanz verweist auf die geringe Ausdifferenzierung wirtschaftlicher und politischer Logiken, die sich etwa in der geringen Autonomie und Ergebnisverantwortlichkeit sozialistischer Betriebe dokumentiert. Die doppelte Politisierung wirtschaftlicher Entscheidungen (durch zentrale Vorgaben und informelle Abstimmungs- und Aushandlungsprozesse) führt zu einer tendenziellen Erosion der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, der Verläßlichkeit von Vertragsbeziehungen und der Wirksamkeit von monetären Steuerungsmechanismen und Planvorgaben. Auf betrieblicher Ebene erklären die Politisierung der Arbeitsorganisation, die Entlastung von Wirtschaftlichkeitserwägungen und die geringen Spielräume für betriebliche Leistungspolitiken eine strukturelle Inflexibilität und Innovationsversion sozialistischer Betriebe in der DDR.
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