Mit der Einführung von teilautonomer Gruppenarbeit in der industriellen Produktion sind neue, kollektiv zu bewältigende Anforderungen an die Beschäftigten entstanden, die von den traditionellen betrieblichen Entlohnungssystemen nicht abgegolten werden. Im Mittelpunkt des Aufsatzes steht deshalb die Frage, wie diese Verschiebung der Lohn-Leistungsrelation von den Arbeiterinnen und Arbeitern unter der Perspektive der Gerechtigkeit bewertet wird. Anhand einer standardisierten Beschäftigtenbefragung in 21 Unternehmen der westdeutschen Metallindustrie wird gezeigt, dass das Entlohnungssystem tatsächlich dort als ungerechter wahrgenommen wird, wo Gruppenarbeit eingeführt wurde, wo dann aber keine unmittelbare Anpassung des Entlohnungssystems erfolgte. Zugleich ist die wahrgenommene Ungerechtigkeit des bestehenden Entlohnungssystems bei solchen Personen ausgeprägter, die eine eher geringe Loyalität zum Unternehmen und eine eher negative Einstellung zum Betriebsrat haben. Gleichzeitig weisen Personen in Arbeitseinheiten mit einer geringeren Produktivität und einem höheren Krankenstand eine deutlich höhere Ungerechtigkeitswahrnehmung auf. Diese Befunde werden als Hinweis interpretiert, dass nicht die veränderten Arbeitsinhalte, sondern die Suche nach einer gerechten Entlohnung den arbeitspolitischen Konfliktherd im gegenwärtigen Rationalisierungstrend darstellen.