In den letzten Jahrzehnten ist ein qualitativer Wandel in der Natur von internationalen Migrationsprozessen zu registrieren, und im Zusammenhang der allgemeinen Globalisierungstendenzen ist von einem neuen „Zeitalter der Migration“ (Castles/Miller 1993) die Rede. Dieser Wandel legt auch die Veränderung des theoretischkonzeptionellen Bezugs- und Fragenrahmens nahe. Traditionell wurden internationale Migrationsprozesse in den Sozialwissenschaften überwiegend in der Perspektive unidirektionaler und einmaliger Wanderungen analysiert, wobei die Fragen nach den individuellen und strukturellen Bedingungen für Migrationsentscheidungen und die Mechanismen und Probleme der Assimilation im Mittelpunkt standen. Neuerdings gerieten die zwischen den Herkunfts- und Ankunftsregionen sich entwickelnden sozialen Vermittlungsprozesse und Netzwerkstrukturen verstärkt in das Blickfeld. Diese neue empirische Qualität gegenwärtiger internationaler Migrationsströme und die veränderten wissenschaftlichen Perspektiven hierauf legen es nahe, dem Phänomen des Entstehens neuer Transnationaler Sozialer Räume in der theoretischen Arbeit und in der praktischen Forschung besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Hierunter werden „soziale Verflechtungszusammenhänge“ verstanden, die geographisch-räumlich diffus bzw. „de-lokalisiert“ und nicht nur transitorischer Natur sind, eine wichtige Referenzstruktur sozialer Positionen und Lebensstile darstellen und über den Sozialzusammenhang von Nationalgesellschaften hinausweisen. Am Beispiel der Arbeitswanderung zwischen Mexico und den USA werden aus einem laufenden Forschungsprojekt empirische Anhaltspunkte für das Entstehen Transnationaler Sozialer Räume und konzeptionelle Überlegungen zu deren präziserer Bestimmung vorgestellt.