Das Verhältnis der Begriffe Kommunikation und Handlung ist in der jüngeren Theoriediskussion umstritten. Die Sprechakttheorie analysiert Kommunikation als Verknüpfung intentionaler Handlungen. Demgegenüber kehrt die Luhmannsche Systemtheorie das begriffliche Fundierungsverhältnis um: Ihr gilt Kommunikation als der grundlegendere Begriff. Handlungen werden dabei analysiert als Produkt der Selbstvereinfachung von Kommunikation. - Der vorliegende Beitrag greift diese Differenz auf und versucht mit den Mitteln der Hermeneutik eine Klärung zu erreichen. Dazu werden zunächst einige methodologische Maximen zu einer Hermeneutik des Theorievergleichs skizziert. Der anschließende Teil widmet sich der Durchführung dieses Vergleichs mit dem Ergebnis, daß Sprechakttheorie und systemtheoretische Kommunikationstheorie als Antworten auf unterschiedliche aber komplementäre Bezugsprobleme verstanden werden können. Unter Einschaltung der Konversationsanalyse als ‘dritter Partei’ wird schließlich gezeigt, auf welche Weise eine Verknüpfung beider Ansätze möglich ist und wie die Auszeichnung von Kommunikation als primärem Grundbegriff empirisch plausibilisiert werden kann.