Ausgangspunkt der Abhandlung bilden zwei Sozialstrukturmodelle, wobei es sich um ein dreigliedriges Schichtmodell und das von Gerhard Schulze vorgestellte Modell der Erlebnismilieus handelt. Beide Modelle sind an distinktiven Wahrnehmungsmustern ausgerichtet und milieutheoretisch fundiert. Das Erkenntnisinteresse besteht darin, die Veränderung des gesamtgesellschaftlichen Mischungsverhältnisses der zugrundegelegten (wahrnehmungsbezogenen) Strukturprinzipien innerhalb der letzten vier Jahrzehnte zu rekonstruieren. Die intertemporale Analyse beider Modelle macht auf zwei gegenläufige Entwicklungen aufmerksam. Einerseits nahm die Relevanz hierarchisierender Wahrnehmungsmuster ab, und man kann daher von einer tendenziellen Nivellierung des hierarchischen Strukturprinzips sprechen. Andererseits gewannen alltagsästhetische Distinktionen in der Phase des Kulturkonflikts schubartig an Bedeutung und trugen somit zur Kristallisation der modellierten Erlebnismilieus bei. Diese Entwicklung steht in engem Zusammenhang mit dem Vordringen subjektorientierter Wahrnehmungsmuster, die auf eine innenge-richtete Modernisierungsvariante hinweisen. Abschließend werden Schlußfolgerungen für die Sozialstrukturanalyse gezogen.