Der Beitrag stellt einleitend kurz philosophische und empirische Einwände gegen die Behauptung geschlechtsspezifischer Moralen dar, um dann nach den sozialen Gründen für deren hohe Akzeptanz und Resistenz zu fragen. Der theoretische Bezugsrahmen ist von B. Moore’s historischen Analysen entlehnt: Unterpriviligierte revoltieren, wenn sie soziale Arrangements als ungerecht, menschengemacht und veränderbar deuten - dies entspricht der gesellschaftlichen Diagnose der Frauenbewegung - und wenn sie Solidarität mobilisieren können - dies ist, so das Erklärungsziel des Beitrags, die Funktion der Behauptung einer Geschlechtermoral. Diese Behauptung gibt dem Differenzdiskurs einen plausiblen Gehalt und fundiert so die inhaltliche Bestimmung kategorialer (d. h. auf basalen unveränderlichen geteilten Wesensmerkmalen beruhenden) Gruppenzugehörigkeiten und trägt mit dazu bei, Loyalitätsverpflichtungen gegenüber der Eigengruppe zu mobilisieren. Abschließend diskutiert der Beitrag die Problematik kategorialer Differenzbestimmungen - traditionell gesprochen: Stereotypenbildung - und plädiert für eine Mobilisierung von Solidarität auf der Basis geteilter Interessen statt geteilter Wesensmerkmale.