Im vorliegenden Aufsatz wird der Frage nachgegangen, ob die im Mai 2004 vollzogene EU-Osterweiterung in Deutschland ethnozentrische Einstellungen aktivieren könnte. Es wird davon ausgegangen, dass der mit diesem Schritt ausgelöste beschleunigte soziale Wandel auf der Individualebene zu Bedrohungsgefühlen führt. Die Existenz wahrgenommener Bedrohungen ist entsprechend neuerer Studien aus dem Bereich der Vorurteilsforschung ein starker Prädiktor für die Genese von diskriminierenden Einstellungen. Dennoch neigen nicht alle Menschen in der gleichen Weise dazu, sozialen Wandel als bedrohlich zu interpretieren. In einem theorieintegrierenden Schritt wird deshalb das Bedrohungskonzept mit den Annahmen von Desintegrations- und Autoritarismustheorie verknüpft. Die empirische Prüfung des hypothetischen Modells erfolgt anhand eines deutschlandrepräsentativen Datensatzes von 1008 Personen, die im Frühsommer 2003 befragt wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es unter bestimmten Bedingungen tatsächlich zu einer Mobilisierung ethnozentrischer Einstellungen kommen könnte. Eine besondere Anfälligkeit weisen autoritär strukturierte Personen auf. Allerdings zeigt sich in den neuen Bundesländern, dass Ängste um eine weitere Verschlechterung der eigenen ökonomischen Situation ebenfalls mit Fremdgruppenabwertung in Verbindung stehen.