Die Erfolgschancen des europäischen Integrationsprozesses als gesellschaftspolitisches Großexperiment sind eng an das Entwicklungspotential einer europäischen politischen Öffentlichkeit geknüpft worden. In der aktuellen Diskussion um das sogenannte Öffentlichkeits- und Kommunikationsdefizit Europas überwiegt allerdings die Skepsis, ob die zögerlichen Ansätze zur Europäisierung politisch-medialer Kommunikation den funktionalen und normativen Anforderungen politischer Öffentlichkeit entsprechen könnten. Ausgehend von der These eines funktionalen Wechselverhältnisses zwischen politischer Herrschaftsausübung und Öffentlichkeit in der EU soll im vorliegenden Beitrag das Ausmaß der Fokussierung gesellschaftlicher Beobachtungspositionen auf die neue normative Zurechungseinheit „Europa“ quantitativ und qualitativ erhoben werden. Hierzu liegen die Ergebnisse einer vergleichenden Medieninhaltsanalyse der europapolitischen Nachrichtenberichterstattung des Jahres 2000 in Qualitätszeitungen aus sechs Ländern vor, über die unterschiedliche Grade der Resonanzerzeugung des politischen Europas und ihre Effekte auf die Aushandlung der Legitimität einer europäischen Herrschaftsordnung bestimmt werden können.