Der Aufsatz bietet einen Überblick über die Hauptfelder der Peer Review Forschung, also jenes Segments der Wissenschaftsforschung, das sich mit dem zentralen Evaluationsverfahren wissenschaftlicher Praxis befasst. Er kommt zu einem kritischen Befund: Die Peer Review Forschung ist auf verquere Weise in eben die Evaluationspraxis verstrickt, die sie doch professionell beobachten müsste. Der Grund ist ein Mangel an soziologischer Durchdringung des Gegenstands. Der Aufsatz plädiert daher für eine theoretische Neuorientierung von Personen auf soziale Prozesse, von Reliabilitätsmessung auf Dissensanerkennung, von Kognition auf Sprech- und Schreibpraxis sowie von Publikationszählungen auf Kommunikationsforschung. Denn der Peer Review ist kein wissenschaftliches Messverfahren für die Güte von Publikationen, sondern eine soziale Einrichtung zur Kalibrierung der Lesezeit einer Disziplin.