Die Individualisierungsdiskussion hat breite Kreise gezogen. Der Beitrag versucht eine Zwischenbilanz. Am Beispiel des vorstehenden Aufsatzes von Günter Burkart wird gezeigt, daß „Individualisierung“ Auflösung und Ablösung industriegesellschaftlicher Lebensformen durch solche meint, in denen die Individuen ihre Lebensformen und sozialen Bindungen unter sozialstaatlichen Vorgaben selbst herstellen, inszenieren, zusammenbasteln müssen. Insbesondere zwei Mißverständnisse blockieren die Diskussion: das individualistische und das rationalistische Mißverständnis. Beim ersten wird letztlich eine Auflösung der Gesellschaft unterstellt, beim zweiten davon ausgegangen, daß Individualisierung bewußte und autonome Entscheidungen impliziert. Damit werden die biographischen Unsicherheiten und Dilemmata verkannt, die mit fortschreitender Individualisierung alltäglich werden.