Der Beitrag thematisiert anomische Weltdeutungen in einer doppelten Perspektive. In einem ersten Schritt wird die soziologische Diskussion um anomische Erfahrungen seit Durkheim rekapituliert mit dem Ergebnis, dass mit dem Begriff in unterschiedlichen theoretischen Kontexten ganz unterschiedliche Bedeutungen verbunden werden. Daran schließen sich empirische Analysen zu Weltsichten von Arbeitslosengeld-II-Empfängern an: Auf der Basis von biographischen Interviews werden Erfahrungen von Kontingenz und Heteronomie rekonstruiert und die in ihnen zum Ausdruck kommenden Wahrnehmungen von Ordnung bzw. Unordnung. Darauf aufbauend wird eine Typologie der Ordnungsdimension von Weltsichten entworfen, die die Durkheim’sche Gegenüberstellung von Anomie und Fatalismus um die Wahrnehmung einer wohlgeordneten Welt erweitert. Mit Rekurs auf die Prozessstrukturen nach Schütze - Verlaufskurve und Handlungsschema - wird diese Typologie weiter ausdifferenziert.