Seit Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts wird in der Öffentlichkeit über die Krise der Mittelschicht in Deutschland diskutiert. Behauptet wird, dass sich die Mittelschicht zunehmend vor sozialem Abstieg fürchte. Die Prüfung dieser These steht im Mittelpunkt des Aufsatzes. Dazu werden Befunde aus der Arbeitsmarkt- und der Armutsforschung referiert, denen zufolge Beschäftigungsunsicherheiten, die zu Beginn der 1990er Jahre nur für gering qualifizierte Erwerbspersonen typisch waren, nunmehr auch in Mittelschichtberufe einsickern. Zugleich wird ein Übergreifen von Abstiegsängsten auf Angehörige der Mittelschicht vermutet, die selbst nicht aktuell von Vertragsbefristungen oder unfreiwilligen Erwerbsunterbrechungen betroffen sind („Spill Over“-Effekt). Mithilfe von SOEP-Daten 1984 bis 2007 werden deskriptive und multivariate Analysen unter Verwendung der empfundenen Sorge vor Arbeitsplatzverlust durchgeführt. Deskriptiv wird gezeigt, dass nur das mittlere Segment der Mittelschicht, die durchschnittlich qualifizierten Angestellten mit Routineaufgaben, einen im Zeitverlauf überproportionalen Anstieg an Abstiegsangst aufweisen. Panel-Regressionen zeigen, dass dieser Anstieg auch dann bestehen bleibt, wenn man u. a. den Erwerbskontext, die Branchenzugehörigkeit, den Haushaltskontext und weitere soziodemografische Merkmale eines Befragten berücksichtigt. Im Ergebnis zeigt sich seit Mitte der 1990er Jahre ein zeitlicher Anstieg der Abstiegsangst der mittleren Mitte, der erwerbsstrukturell nicht erklärt werden kann.