Im vorliegenden Beitrag wird das Lebensstilmodell von Schulze, in dem das „subjektzentrierte Paradigma“ der Lebensstilforschung am deutlichsten ausgeprägt ist, einem Zeitvergleich unterzogen. Die Analyse reagiert damit auf die Gegenposition von Vertretern des „vertikalen Paradigmas“, die das Ende der Erlebnisgesellschaft bzw. eine Restrukturierung der Klassengesellschaft diagnostizieren. Grundlage des Vergleichs sind drei zeitlich gestaffelte Standardrepräsentativbefragungen, die vergleichbare Informationen über das untersuchte Lebensstilmodell enthalten. Das Hauptergebnis ist, dass die subjektzentrierten Strukturen, die sich bis Mitte der achtziger Jahre herausgebildet haben, weitgehend stabil geblieben sind. Die alltagsästhetischen Schemata sind nach wie vor zentrale kulturelle Orientierungsmuster, die vom Lebensalter und der Bildung abhängen, nicht jedoch vom Einkommen. Die wichtigste Veränderung besteht darin, dass das Niveaumilieu durch das Selbstverwirklichungsmilieu abgelöst zu werden scheint. Die gefundenen Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass das „vertikale Paradigma“ immer weniger zur Beschreibung sozialer Großgruppen geeignet ist. Die Lebensstilforschung kann sich daher nicht mehr an der Klassentheorie von Bourdieu orientieren.