Die Datenqualität retrospektiv erhobener Lebensverlaufsdaten wird - nicht zuletzt aufgrund fehlenden Datenmaterials - nur selten analysiert. Die ersten beiden westdeutschen Panelwellen des DJI-Familiensurvey ermöglichen erstmals eine Untersuchung von Ausmaß und Bestimmungsfaktoren der Zuverlässigkeit von wiederholt erhobenen Angaben zur Partnerschaftsbiografie für eine größere Fallzahl. Inhaltlich werden dabei sowohl die kognitive Leistung der Erinnerung als auch die Motivation der Befragten berücksichtigt; methodisch werden die meist vernachlässigten Randverteilungen der Angaben in die Analyse einbezogen. Die wichtigsten hier ermittelten Bestimmungsfaktoren der Reliabilität lassen sich vor allem vor dem Hintergrund gedächtnispsychologischer Theorien interpretieren, wobei die Merkmale der erfragten Angaben weit stärker über die Datenqualität bestimmen als die des Befragten. Insgesamt ist die Zuverlässigkeit der betrachteten Retrospektivdaten jedoch so hoch, dass gängige Analysen zum Heiratsverhalten und zum Scheidungsrisiko kaum durch fehlende Reliabilität beeinträchtigt werden.