Der Beitrag befasst sich mit den bürokratischen Konsequenzen, die aus politischen Vorgaben und Strukturen für die Verteilung öffentlicher Gelder erwachsen. In der Finanzwissenschaft wird das Modell vom sogenannten Budgetkreislauf genutzt, um das Prozedere der Geldverteilung in öffentlichen Verwaltungen zu beschreiben. Die folgende Fallstudie über das Land Berlin zeigt, dass die Grundlagen für das Funktionieren des Modells weggebrochen sind: Die extreme Finanznot, die in diesem Stadtstaat herrscht, macht es heute kaum mehr möglich, für ein Jahr im voraus festzulegen, wo Ausgaben getätigt werden sollen. Es ist auch nicht mehr möglich, von konstanten Geldmengen für diesen Zeitraum auszugehen, und daraus folgend lassen sich die Gelder auch nicht mehr nach einer festgelegten Abfolge ‚bewegen‘. Anstelle dessen werden die zu kürzenden Budgets von einer Instanz zur anderen verschoben, wie, um das Bild eines Kinderspiels zu gebrauchen, ein Plumpsack, den man möglichst so geschickt an anderer Stelle platziert, dass die nun betroffene Instanz nicht gleich reagiert. Der Aufsatz beschreibt mit ethnografischen Methoden, wie es zu einer äußerst fragilen Koexistenz zwischen dem Budgetkreislauf als Modell des Budgetierens und den veränderten Bedingungen der Verteilung öffentlicher Gelder kommt.