Der Aufsatz definiert Transnationalisierung als das Verhältnis zwischen Binneninteraktion und Außeninteraktion eines Teilsystems einer Gesellschaft. Er geht drei Fragen nach: 1. Er unterscheidet im Anschluß an die Theorie funktionaler Differenzierung verschiedene Teilsysteme von Gesellschaft und versucht mit Hilfe von empirischen Indikatoren zu bestimmen, in welchem Ausmaß die verschiedenen Teilbereiche (Wissenschaft, Kunst, Ökonomie, Politik) der Gesellschaft der Bundesrepublik transnationalisiert sind und ob im Zeitverlauf (1950-1996) tatsächlich ein Prozeß der Transnationalisierung stattgefunden hat, wie die Prozeßkategorien Transnationalisierung und Globalisierung unterstellen. 2. Der Vergleich der verschiedenen Teilbereiche zeigt, daß die Teilsysteme in der Tat in einem recht unterschiedlichen Maße transnationalisiert sind. Anschließend wird ein intersystemischer Vergleich genutzt, um theoretische Hypothesen über Ursachen der Transnationalisierung zu generieren. 3. Schließlich fragt der Aufsatz nach den Folgen der Transnationalisierung der Teilbereiche der Gesellschaft für das politische System. Transnationalisierungs-prozesse können politisch „eingehegt“ werden, wenn sich die Politik im gleichen Maße und in die gleiche Richtung transnationalisiert. Unterscheidet man Steuerungsaufgaben einerseits und Integrationsfunktionen der Politik andererseits fragt sich, inwieweit die Europäische Union die beiden thematisierten Folgeprobleme von Transnationalisierungs-prozessen verarbeiten kann.