Innerhalb der Makrosoziologie haben konflikttheoretische Untersuchungen in den vergangenen zwanzig Jahren in erheblichem Maße zum Wissensfortschritt in den Sozialwissenschaften beigetragen. Allerdings mangelt es dieser theoretischen Perspektive an einer zureichenden Mikrofundierung. Die Verbindung einer realitätsnahen, konflikttheoretischen Makrosoziologie mit einer erklärungskräftigen Mikrosoziologie ist das Hauptanliegen der Arbeiten von Randall Collins, einem in Deutschland nur wenig rezipierten amerikanischen Soziologen. Gegenstand dieses Aufsatzes ist der Versuch, aus den zum Teil verstreuten Schriften dieses Autors den systematischen Kern seiner Theorie zu rekonstruieren. Dabei werden seine innovativen theoretischen Ideen zur Lösung des Mikro-Makro-Problems, zu einer emotionstheoretisch fundierten Interaktionstheorie und zur Konzeptualisierung der Meso- und Makrosoziologie präsentiert. In der bilanzierenden Zusammenfassung werden neben der Betonung der Anschlußfähigkeit und Originalität seiner Arbeiten vor allem die mangelnde Systematisierung und Differenzierung des Emotions- und des Kulturbegriffs bei Collins angemahnt.