Der vorliegende Artikel diskutiert die ethnographische Forschung in der Jugendsoziologie und problematisiert ihre Grenzen und Reichweite. Auf der Grundlage der Kritik der bisherigen Forschungspraxis wird ein Vorschlag zur konzeptionell-methodischen Neuorientierung ethnographischer Jugendforschung entwickelt. Die Diskussion geht nicht von einer theoriegeleiteten Perspektive aus, sondern befragt einschlägige Untersuchungen unter methodischem Blickwinkel. Dabei wird deutlich, daß die Forscher der Sicht der Akteure verhaftet bleiben, da ihr Datenmaterial aus den rekonstruierenden Darstellungen der Alltagspraxis durch die Akteure besteht (= Sekundärdatenstatus), nicht aber aus Dokumentationen der Alltagspraxis selbst. Die Forschung ist also noch nicht bei der Alltagspraxis der Akteure angekommen. Dies zeigt sich insbesondere am Beispiel des sog. Jugendsoziologischen Interviews. Als Alternative werden theoretische und methodische Konturen einer Ethnographie jugendlicher Kommunikationskulturen auf gesprächsanalytischer Basis Umrissen. Abschließend wird die Fruchtbarkeit dieser Forschungsperspektive für traditionelle und neuartige jugendsoziologische Fragestellungen diskutiert.