Die traditionelle Weber-Forschung mißt der Weberschen Nietzsche-Lektüre nur marginale Bedeutung bei. Weber hat sich eben selten in seinem Werk zu den Spuren Nietzsches bekannt. In dem vorliegenden Essay wird dagegen Webers „Projekt“ der modernen Gesellschaft mit der Nietzscheschen Modernitätskritik konfrontiert. Methodisch liegt diesem Vergleich die Annahme zugrunde, daß es sich bei Nietzsche um ein abwesendes Zentrum der Weberschen Soziologie handele. Es lassen sich so parallele und konträre Auffassungen unter anderem zum Verhältnis von Moral und Moderne, Individuum und Gesellschaft und zum Ressentiment-Begriff herausarbeiten.