摘要:Räumliche Unterschiede in der subnationalen Fertilitätsentwicklung sind für Politiker und Raumplaner von hoher Relevanz. Ziel dieses Artikels ist es, politischen Entscheidungsträgern ein theoretisches und empirisches Bezugssystem zu vermitteln. Dabei berücksichtigen wir sowohl historische und aktuelle Fertilitätstrends als auch theoretische Erklärungsansätze für die beobachteten Entwicklungen. Ein derartiges Bezugssystem ist unserer Ansicht nach wesentlich, um Aussagen über zukünftige Trends und politische Einflussmöglichkeiten geben zu können. Der theoretische Teil des Artikels beschäftigt sich mit Faktoren, die einen Einfluss auf räumliche Fertilitätsunterschiede haben können. Dies umfasst sowohl Entscheidungen und Entwicklungen in Lebensverläufen auf individueller Ebene als auch kontextuell wirkende sozioökonomische Makrophänomene, die auf unterschiedlichen geografischen Maßstabsebenen operieren können (lokal, regional, national, global). Der anschließende empirische Teil nimmt Bezug auf Eurostat-Veröffentlichungen zu räumlichen Fertilitätsunterschieden in Europa. Die Aussagekraft dieser Eurostat-Analysen ist begrenzt, da es ihnen an geografischem Detail mangelt und nur eine kurze Zeitspanne betrachtet wird. Diese Beschränkungen versuchen wir zu überwinden, indem wir für Österreich, Deutschland und die Schweiz lange Zeitreihen mit möglichst hohem geografischen Detail untersuchen. Hierfür verwenden wir historische Daten aus dem Princeton European Fertility Project und anderen Quellen, die uns erlauben, komparative räumliche Fertilitätszeitreihen für die letzten 150 Jahre zu konstruieren. Darüber hinaus präsentieren wir eine Fallstudie zu lokalen Fertilitätsentwicklungen in den Städten und Samtgemeinden des deutschen Bundeslandes Niedersachsen und den Stadtteilen der deutschen Stadt Bremen. In unserer Analyse kommen wir zu dem Ergebnis, dass die jüngst beobachtete Angleichung subnationaler Fertilitätsunterschiede – insbesondere auf makro-regionaler Ebene – sehr bemerkenswert ist. Allerdings können wir in der Langzeitbetrachtung über die letzten 150 Jahre einige Phasen identifizieren, in denen räumliche Fertilitätsunterschiede eine divergierende Entwicklung nahmen. Dies deutet darauf hin, dass das derzeitige Bild nicht notwendigerweise das Ende der Geschichte (Fukuyamas „end of history“) für die kommenden Jahrzehnte darstellt. Außerdem zeigt die Analyse der Daten auf kleinräumiger Ebene, dass, im Gegensatz zu den in allen drei Staaten beobachteten makro-regionalen Konvergenztrends, innerhalb der Stadt Bremen auf der Ebene der Stadtteile ein divergierender Trend bei den räumlichen Fertilitätsunterschieden zu erkennen ist. Dies demonstriert, dass lokale Divergenztrends parallel zu makro-regionalen Konvergenztrends ablaufen können.