Verringert Arbeitslosigkeit politisches Interesse? Wir argumentieren, dass die Antwort auf diese Frage vom Stadium im Lebenszyklus abhängt. Mit zunehmendem Alter wird politisches Interesse wandlungsresistent, wodurch der Einfluss von Arbeitslosigkeit abnimmt. In jungem Alter kann Arbeitslosigkeit allerdings den Sozialisationsprozess behindern, durch den sich politisches Interesse entwickelt. Dieser negative Effekt von Arbeitslosigkeit tritt vor allem unter jungen Erwachsenen auf, die weniger stark in soziale Netzwerke eingebunden sind. Mit dieser Sozialisationsperspektive ergänzen wir Argumente, die sich auf an den Arbeitsplatz geknüpfte Ressourcen konzentrieren. Unsere Längsschnittanalyse zeigt, dass (1) Arbeitslosigkeit politisches Interesse insbesondere bei jungen Befragten verringert, (2) dieser Effekt vor allem bei introvertierten Persönlichkeiten mit schwächeren sozialen Netzwerken auftritt und (3) Arbeitslosigkeit in jungen Jahren einen bleibenden negativen Effekt auf politisches Interesse hat.