摘要:Mit der sozialen Mischung in benachteiligten Quartieren werden vielfach stabilisierende Wirkungen verbunden. Der Fortzug ressourcenstarker Haushalte wird entsprechend kritisch bewertet. Ziehen ressourcenstarke Haushalte aber im Zuge ihres sozialen Aufstiegs in einer Art Automatismus aus den benachteiligten Gebieten? Für die zweite Generation von Migranten werden unterschiedliche Wege ihrer Integration identifiziert. Diesen liegen möglicherweise auch unterschiedliche Motivationen für ihren Fortzug aus oder ihren Verbleib in migrantisch geprägten Wohnvierteln zugrunde. Im deutschsprachigen Raum gibt es jedoch bislang kaum empirische Belege für Bleibegründe ressourcenstarker Haushalte in Migrantenvierteln, die zumeist von sozialer Benachteiligung geprägt sind. Wir argumentieren in diesem Beitrag, dass der Verbleib ressourcenstarker türkeistämmiger Haushalte sowohl durch ihre quartiersübergreifenden Netzwerke als auch durch ihre kleinräumigen sozialen und räumlichen Grenzziehungen innerhalb des Quartiers erklärt werden kann. Durch diese Kombination von Brückenbildungen und Grenzziehungen können Haushalte Potenziale ihres Quartiers für sich nutzbar machen und zugleich auf gebietsexterne Ressourcen zurückgreifen, ohne dafür ihren Wohnstandort verändern zu müssen. Grundlage der Argumentation bilden qualitative Studien in den Städten Berlin und Duisburg, in denen die Wohnstandortwahl türkeistämmiger Migranten analysiert wird. Zentrales Ergebnis ist, dass der Verbleib einerseits mit den lokal verorteten und im Alltag unterstützenden familiären Netzwerken erklärt werden kann. Deutlich wird zudem, dass die Haushalte vielfältige Bezüge über die Quartiersgrenzen hinaus haben, die ihnen einen Verbleib trotz der Nähe zu Personen niedriger sozialer Lage ermöglichen. Die kleinräumigen sozialen und symbolischen Grenzziehungen wie auch eine deutliche alltagspraktische Ausrichtung auf Kontexte außerhalb des Quartiers belegen, dass mit der räumlichen Nähe nicht unbedingt eine soziale Nähe verbunden ist.