出版社:Université Catholique de Louvain, Katholieke Universiteit Leuven
摘要:In diesem Aufsatz wird gezeigt, wie der preußische, nationalliberale, Bismarckgesinnter Schriftsteller Otto-Franz Gensichen in seinen Revolutionstragödien ein eigensinniges historisches Bild des Terrorregimes entwirft. Der Fokus liegt auf der Charakterisierung von Georges Danton und Maximilien Robespierre und auf der Frage, wie politisch-theologische Denkbilder mit den zwei Protagonisten der Französischen Revolution verknüpft werden. In Gensichens Tragödien versuchen beide Figuren sich als Märtyrer zu inszenieren um so das von ihnen vertretene politische Modell zu legitimieren. Gensichen setzt sich kritisch mit zeitgenössischen historiographischen und politischen Diskursen auseinander, vor allem mit einem bestimmten Zweig in der sozialistischen Geschichtsschreibung, der durch die Darstellung von Robespierre als einem unzeitgemäßen Vorläufer des kommunistischen Gemeinschaftsideals die eigenen revolutionären Anschauungen zu unterstützten versuchte. Während Gensichen Robespierre als einen unbestechlichen Idealisten und Terroristen desavouiert, avanciert er Danton als den echten Märtyrer, der sich für Freiheit und Realpolitik geopfert hat. Es wird dargelegt, wie Robespierres unheroischer Sturz und Dantons heroisches Verschwinden auf transtextueller Ebene Bismarcks Politikverständnis ‚heiligen‘ sollten.