摘要:Peter Reichels Buch berührt ein Thema, das in Deutschland nach der Erfahrung des propagandistischen Missbrauchs von Symbolen im "Dritten Reich" lange mit einem gewissen Tabu behaftet war. Durch den zeitlichen Abstand und die Herausbildung neuer Formen und Schwerpunkte staatlicher Versinnbildlichung, bedingt nicht zuletzt durch die Gründung eines neuen Nationalstaats, hat sich die deutsche "Symbolmüdigkeit" [1] , die zuweilen mit mangelndem Patriotismus verwechselt wurde, weitgehend gelegt. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, gehen die Deutschen inzwischen fast ebenso unbefangen mit ihren nationalen Farben, Gesängen und Feiertagen um wie Franzosen, Briten und Italiener. Symbole sind deutsche Normalität. Schwarz-rot-gold hat längst in den Kleingärten Einzug gehalten, die Debatten um die Schultauglichkeit von "Einigkeit und Recht und Freiheit" wirken ebenso akademisch wie erheiternd. Der 3. Oktober wird von der Bevölkerung gut angenommen und trotzt sowohl regierungsamtlichen Anfechtungen als auch regelmäßigen publizistischen Schmähungen. In diesen Tenor stimmt leider auch Reichel ein, der den herbstlichen Feiertag pauschal als "blass und unpopulär" (S. 11) abqualifiziert. Zudem irrt er, wenn er die Wahl des Tages auf "Terminnöte" (S. 95) zurückführt. Der 3. Oktober wurde gewählt, weil man die New Yorker KSZE-Sitzung am 1. und 2. Oktober 1990 abwarten wollte, bei der Außenminister Genscher über die Modalitäten des Zusammenschlusses von Bundesrepublik und DDR informierte. Deutschland tat gut daran, seine Vereinigung international einzubetten.