摘要:„Adel und Moderne“ – schon der Titel des von Eckart Conze und Monika Wienfort herausgegebenen Bandes scheint einen Widerspruch zu formulieren und hebt damit sowohl dessen inhaltliche Spezifik als auch Problematik hervor. Die in vier Abteilungen gruppierten Beiträge resultieren aus einer im Jahr 2002 am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld abgehaltenen Tagung, die es sich zum Ziel gestellt hatte, die neueren Ansätze und Ergebnisse der (deutschen) Adelsforschung zusammenzuführen und zu diskutieren. Die „Renaissance“ der neueren Adelsforschung erhält ihre Impulse einerseits aus einer die Epochenschwelle von 1800 mit ihren politischen, sozial-kulturellen und ökonomischen Umbrüchen bewusst überschreitenden Perspektive und andererseits aus der Erarbeitung einer mentalitäts-, institutionen- und kommunikationsgeschichtlichen Methodik. Beides führt zu fruchtbaren neuen Erkenntnissen, denn erst wenn die das Selbstverständnis einer sozialen Gruppe tragenden gesellschaftlichen Kontexte brüchig werden oder ganz entfallen setzen Selbstvergewisserungs- und Reflexionsprozesse ein, deren Untersuchung sowohl die historische Bedeutung der (eigenen) Gruppe als auch Vorstellungen über ihre zukünftige Rolle offenbaren. Das trifft auf den deutschen wie auf den europäischen Adel insgesamt zu.