摘要:Mit seiner „Deutschen Wirtschaftsgeschichte seit 1945“ verfolgt Werner Abelshauser neben der Sachdarstellung zwei übergeordnete Ziele: erstens hinterfragt er kritisch die Wirksamkeit ordnungspolitischer Weichenstellungen für das bundesdeutsche „Wirtschaftswunder“ der 1950er-Jahre und zweitens ordnet er dieses Wirtschaftswunder in die langfristigen Entwicklungstrends des 20. Jahrhunderts ein. Diese beiden Anliegen bestimmten auch bereits die „Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980“, mit der Abelshauser ganzen Generationen von Studierenden den Einstieg in ein ebenso quellennahes wie theorieorientiertes Studium der zeithistorischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte erleichtert hat – anregend-provokativ und methodisch anspruchsvoll zugleich. [1] Mehr als zwanzig Jahre später sind beide Anliegen noch immer aktuell. Nach dem Ende der DDR hat sich gezeigt, wie zählebig die Vorstellung war und ist, wichtige ordnungspolitische Weichenstellungen wie eine Währungsreform könnten quasi automatisch ein neuerliches „Wirtschaftswunder“ bewirken. Die historisch-kontingenten Rahmenbedingungen waren 1989/90 jedoch völlig andere als 1947/48, als sich die Wirtschaftspolitik auf die „Rekonstruktionskräfte“ des säkularen Wachstumstrends stützen konnte. Diesen Rekonstruktionskräften, die zum Beispiel in niedrigen Löhnen bei gleichzeitig hohem Qualifikationsniveau zum Ausdruck kamen, misst Abelshauser nach wie vor einen erheblich größeren Stellenwert bei als politischen Impulsen. Ausgehend von den aktuellen wirtschaftspolitischen Diskussionen um Wettbewerbsfähigkeit und Globalisierung sind einige neue Fragen hinzugekommen, insbesondere die nach der Pfadabhängigkeit des deutschen „sozialen Systems der Produktion“.
关键词:Friederike Sattler, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam