摘要:Auf dem Titelblatt von Jörn Rüsens neuer Essaysammlung sind die Wörter „KULTUR“, „macht“ und „SINN“ frei um ein Gemälde ohne Titel von Inga Rüsen drapiert, so dass es dem Lesenden selbst überlassen bleibt, sie in einen Sinnzusammenhang zu bringen: „SINN macht KULTUR“ mit oder ohne Kommata wäre genauso möglich wie „macht KULTUR SINN?“ mit einem hinzugefügten Fragenzeichen oder das von Rüsen intendierte „KULTUR macht SINN“. Obwohl seit Bastian Sicks verbesserwisserischen Kolumnen auch die letzten sprachlich ambitionierten Bildungsbürger/innen wissen, dass es „Kultur ergibt Sinn“ heißen müsste, entscheidet sich Rüsen für die genannte Form, um den Begriff der Macht auf den Titel seiner Analysen kultureller Sinngebungsprozesse zu heben, ihn aber zugleich durch die Kleinschreibung auf das rechte Maß zurückzustutzen. Damit verweist das Titelblatt auf das zentrale Thema der in dem Sammelband vereinten Arbeiten: die Imprägnierung von Kultur und Sinn mit Macht, die an der Vorherrschaft des Ethnozentrismus im Allgemeinen und in den Kulturwissenschaften im Besonderen sichtbar wird. Da Rüsen in seinen Essays immer wieder dazu aufruft, diesen Ethnozentrismus zu beseitigen, könnte man den Anglizismus „Kultur macht Sinn“ fast als versteckte ironische Überwindung des eigenen sprachlichen Ethnozentrismus lesen.
关键词:Rüdiger Graf, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin