摘要:Die europäische Expansion war ein ungleichgewichtiger, deswegen aber noch lange kein einseitig europazentrierter Vorgang. Dieser Befund ist zwar keineswegs neu, konnte jedoch erst neuerdings ins Zentrum der Forschung gelangen, wie üblich in der Wissenschaft, weil sich der aktuelle politische Kontext verändert hatte. Quellenmäßig bequem zugänglich ist die Perspektive der außereuropäischen Gegenseite allerdings erst im späten 19. und im 20. Jahrhundert, als einheimische Eliten sich in breiterem Umfang in europäischen Sprachen oder in Medien europäischer Herkunft artikulieren konnten. Darauf lässt sich die von S. N. Eisenstadt in die Welt gesetzte Vorstellung von Multiple Modernities anwenden, die besagt, dass zwar entscheidende Impulse vom Westen ausgegangen sind, die aber von Ort zu Ort verschiedene Auseinandersetzungs- und Aneignungsvorgänge ausgelöst und so zu einer "Vielfalt von Modernen" geführt haben – ein kultureller Vorgang mit weit reichenden wirtschaftlichen und politischen Folgen für die nachkoloniale Welt. Dazu sammelt das vorliegende Heft verschiedene prominente Stimmen, denn "für die Strategien der Selbstvergewisserung kultureller und politischer Eliten in China, Japan und Indien, in Afrika und im Osmanischen Reich war spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Verweis auf Europa und den «Westen» ein zentraler (wenn auch keineswegs der einzige) Bezugspunkt" (S. 159).