摘要:Den Ausgangspunkt des Sammelbandes bilden Überlegungen zur Jahrhundertwende als Epochenschwelle und zur Krisenhaftigkeit des Wegs in die moderne Gesellschaft, wie sie der Essener Historiker Detlev Peukert Ende der 1980er-Jahre angestellt hat. Peukerts Deutung gewann ihre spezifischen Konturen besonders durch die Abgrenzung von dem, was er und viele andere, die ihm bald folgten, als Defizite der bis dahin vorherrschenden Sonderwegsdeutung deutscher Geschichte ansahen. Kritisiert wurde erstens die nahezu ausschließliche Erklärung des Nationalsozialismus aus Spannungen zwischen überständigen Traditionen und dem rasch voranschreitenden Modernisierungsprozess. Dem stellte Peukert die These gegenüber, dass der Nationalsozialismus vor allem aus inneren Widersprüchen und Krisen des Modernisierungsprozesses selbst zu erklären sei. Zweitens bemängelte er die Überbetonung der Stärke traditioneller Elemente in der deutschen Gesellschaft bis 1945 überhaupt. Inzwischen wird der relativen Modernität aller drei Epochen – des Kaiserreichs inklusive des Ersten Weltkriegs, der Weimarer Republik und auch des Nationalsozialismus – stärker als zuvor Rechnung getragen. Fragwürdig erschien drittens die tendenzielle Abwertung des Ersten Weltkriegs als eines krisenverschärfenden Elements. Tatsächlich ist unter dem neuen Paradigma gerade der Erste Weltkrieg in seiner radikalisierenden Wirkung gewissermaßen wieder aus der Versenkung aufgetaucht, in die ihn die überstarke Betonung der Kontinuität zwischen Weimar und dem Kaiserreich zeitweise verbannt hatte. Und schließlich erhob Peukert Einspruch gegen die Relativierung der Weimarer Republik als eigenständiger Epoche. Im Kontext der Sonderwegsthese war sie eher als Fortsetzung des Kaiserreichs unter anderen politischen Bedingungen denn als Periode aus eigenem Recht erschienen.
关键词:Michael Prinz, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster