摘要:Einem verbreiteten Vorurteil zufolge sind ethnische Säuberungen und Genozide in erster Linie eine Folge zu schwacher und fragiler Staatlichkeit sowie sozialer und ökonomischer Rückständigkeit – und deshalb besonders häufig in afrikanischen Ländern anzutreffen. Ein großer Vorzug des Buches von Michael Mann ist es, mit solchen eurozentrischen Vorurteilen gründlich aufzuräumen und stattdessen den Blick auf die eigene dunkle Vergangenheit zu lenken. Genozide fanden, so Mann, historisch nicht nur wesentlich häufiger in Europa statt. Vielmehr sind sie strukturell mit dem von Europa ausgehenden Projekt der politischen Moderne, der Demokratie, verbunden. Manns zentrale These lautet deshalb auch: „Ethnische Säuberungen“ sind die „dunkle Seite der Demokratie“, die allerdings keineswegs zwangsläufig zum Vorschein kommen muss. Ob Demokratisierungsprozesse in kollektive Gewalt umschlagen (oder umgekehrt), hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die Mann in seiner über 800 Seiten starken Studie identifizieren will.
关键词:Thorsten Bonacker, Zentrum für Konfliktforschung und Institut für Soziologie, Philipps-Universität Marburg