Die Chemie stimmt, zumindest zwischen den Wissenschaftlern und den „Praktikern“ (Vorwort, S. 8), die mit dem vorliegenden Sammelband eine interessante Gemeinschaftsproduktion erstellt haben. „Praktiker“ – das sind konkret Funktionsträger der heutigen Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie bzw. der vormaligen IG Chemie-Papier-Keramik, die zum größten Teil auch Ämter in Mitbestimmungsorganen des Bayer-Konzerns besaßen oder besitzen. Es handelt sich also um Mitgestalter von Mitbestimmung und um Zeitzeugen. Der Kreis der Wissenschaftler setzt sich ganz überwiegend aus Historikern zusammen, zu einem guten Teil aus dem „Institut für soziale Bewegungen“ an der Ruhr-Universität Bochum, dessen Direktor Klaus Tenfelde an der Spitze der Herausgeber steht und der einleitend einen höchst informativen Abriss über Mitbestimmung und Unternehmenskultur in der Chemieindustrie gibt. Tenfelde sorgt dabei für begehbare Schneisen im Dschungel der Ereignisse. Er macht insbesondere darauf aufmerksam, dass innerbetriebliche Mitbestimmung durch „staatliche Intervention“, „und zwar stets auf den Druck der Arbeiterbewegungen hin“ (S. 21), umgesetzt und durch die allgemeinen politischen Verhältnisse stark beeinflusst wurde.