In seinem „biographischen Roman“ über Kurt von Hammerstein-Equord hat Hans Magnus Enzensberger der alten These von der Weimarer Republik als einer „Fehlgeburt“, als eines nicht lebensfähigen politischen Gebildes einmal mehr Ausdruck verliehen. [ 1 ] Eine solch deterministische Sichtweise – da ist sich die Forschung weitgehend einig – vermag die komplexen Herausforderungen, denen die parlamentarische Demokratie nicht nur in Deutschland, sondern europaweit ausgesetzt war, nicht zu fassen. Die Weimarer Republik, so fasst Werner Müller (Rostock) den Forschungsstand zusammen, sei eben durchaus mehr gewesen als ein „Transitorium zwischen Kaiserreich und Diktatur“ (S. 233). Der vorliegende Sammelband, in dem die Ergebnisse eines von der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte organisierten Symposiums zusammengeführt werden, versucht durch eine vergleichende Betrachtung allzu einfachen Antworten vorzubeugen und Chancen wie Gefährdungen der parlamentarischen Demokratie im Europa der Zwischenkriegszeit auszuloten. Dabei ist der Blick vor allem auf die Entwicklungen in den großen Flächenstaaten Westeuropas, Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Großbritanniens, gerichtet. Nur Hans Mommsen (Bochum) geht in seinem Eröffnungsbeitrag auch auf die Probleme in den durch die Pariser Vorortverträge geschaffenen ostmitteleuropäischen Staaten ein, deren Instabilität er auf die „starre Ausrichtung der Großmächte am Nationalstaatsprinzip“ zurückführt (S. 25) und damit die zeitgenössische, etwa von Hans Rothfels formulierte Kritik an der europäischen Nachkriegsordnung aufgreift. [ 2 ]