Eine politische Geschichte Tanzanias im Prozess der Dekolonisierung war längst überfällig. Es lagen einerseits lediglich Spezialuntersuchungen vor, die – wie die von John Iliffe – vor allem die Herrschaftsinstitutionen des kolonialen Tanganyika oder den Verwaltungsaufbau des dekolonisierten Tanzania in den Blick nehmen. [ 1 ] Andererseits dominierten Studien, die – häufig ohne Archivalien zur Kenntnis zu nehmen – vor dem Hintergrund des Kalten Krieges verfasst wurden. [ 2 ] Ostafrika, Tanganyika, Tanzania – so die sich vom Ende des 19. bis in die 1960er-Jahre wandelnden geopolitischen Bezeichnungen für dieses Territorium – rückte wie kaum eine andere Region Afrikas in den Fokus ideologisch aufgeladener Historiographie. Vor allem da das Land ein Hauptaustragungsort der Konkurrenzen zwischen westlicher „Entwicklungshilfe“ und östlicher „Solidarität“ war, insbesondere zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.