„Als alle Menschen frei und gleich waren, war niemand vor dem anderen sicher. […] Kein Gesetz bewahrte vor Übergriffen. […] So schließen die Menschen einen Bund zur gemeinsamen Sicherheit.“ [ 1 ] Mit diesen Worten beginnt Wolfgang Sofsky seinen „Traktat über die Gewalt“ und verweist damit auf ein seit Thomas Hobbes’ „Leviathan“ bekanntes Grundprinzip neuzeitlicher Staatlichkeit, nämlich den Schutz der Staatsbürger vor illegitimer Gewalt – ein Schutz, der notfalls gewaltsam zu gewährleisten ist. Mit dieser Staatsgewalt setzte sich Walter Benjamin in seinem berühmten Essay „Zur Kritik der Gewalt“ von 1921 auseinander und formulierte die Grundfrage, „ob Gewalt überhaupt, als Prinzip, selbst als Mittel zu gerechten Zwecken sittlich sei“. [ 2 ]