„Medien und Archive am Ende“, dieser Untertitel der jüngsten Monographie des Medienwissenschaftlers Wolfgang Ernst ruft wohlbekannte, kulturpessimistische Positionen auf: Hilfe, das Ende naht! Gerade im Diskurs über kulturelles Gedächtnis oder gesellschaftliche Erinnerung gibt es einige lautstarke Klagen, die angesichts der rasanten Entwicklung neuer Medientechnologien ein Ende von nahezu allem kommen sehen, was einem Kulturwissenschaftler am Herzen liegt. Exemplarisch sei auf Aleida Assmanns Diktum verwiesen, mit der Tendenz zur Digitalisierung bzw. ‚Informatisierung’ von ehemals noch materiellen Artefakten „verschwindet weit mehr als nur eine geheimnisvolle Aura; mit ihr verschwinden Realität, Geschichte und Gedächtnis.“ [ 1 ] Eben diesen Endzeitgestus ruft auch Wolfgang Ernst mit seinem Untertitel auf und bricht ihn doch sogleich ironisch, indem er in Klammern das „am Ende“ durch die Einschränkung „(des 20. Jahrhunderts)“ ergänzt. Dieser zweideutige Untertitel ist programmatisch für das gesamte Buch, das in mehr als nur einer Hinsicht mit ironischen Brechungen und dem bewussten Oszillieren zwischen verschiedenen Positionen und rhetorischen Strategien arbeitet.